Martina Schneider
Chili bringt Forscher ins Schwitzen
Seit Februar 2007 ist bekannt, welche Chili die schärfste der Welt ist: Bhut Jolokia mit mehr als 500.000 Scoville-Einheiten. Im Nordosten Indiens wächst Bhut Jolokia, „Geister-Chili“, denn dem, der sie pur isst, raubt sie den Verstand. Für die Schärfe der Frucht verantwortlich ist vor allem der Wirkstoff Capsaicin, der in der Lage ist, Schmerzen zu dämpfen oder zu nehmen.
Neue Erkenntnisse präsentieren britische und amerikanische Forscher. Eine lokale Therapie mit Capsaicin-Präparaten nutzt Patienten, die an Handarthrose leiden, genauso viel wie eine lokale Therapie mit chemischen Entzündungshemmern, wiesen Wissenschaftler der Universität Nottingham nach. Kollegen von der Harvard Medical School in Boston/USA haben entdeckt, dass Capsaicin sogar einem eigens entwickelten Betäubungsmittel die Tür zu den Nervenzellen öffnet, ohne die Bewegung einzuschränken. Damit könnte beispielsweise die Spritze beim nächsten Zahnarztbesuch kein Stunden andauerndes taubes Gefühl mehr hinterlassen. Gleich drei Forscherteams der Universität Erlangen-Nürnberg suchen nach neuen Therapien, um chronischen Schmerzpatienten das Leben zu erleichtern. Im Blick: Chili. „Wir wollen herausfinden, wo und wie die Kette zu unterbrechen ist, die den Mechanismus bei chronischen Schmerzen in Gang hält“, erklärt Professor Peter Reeh.
Chili bringt Forscher ins Schwitzen: „Die anfängliche Capsaicin-Euphorie wurde in jüngster Zeit gedämpft“, sagt Neuropharmakologe Peter Holzer, Universität Graz/Österreich. Öfters mussten die Wissenschaftler Rückschläge hinnehmen bei Versuchen, spezielle Schmerzrezeptoren zu blockieren. Tröstlich mag sein: Wer es mit dem Chili-Genuss nicht übertreibt, tut seiner Gesundheit Gutes, da die Früchte reich an Vitaminen A, B und C sind und als einzige Gemüseart viel Vitamin P haben, das vermutlich Blutgefäße stabilisieren kann. Und das Beste dabei, sagt Holzer: „Capsaicin greift die Magenschleimhaut nicht an, sondern verstärkt deren Verteidigungsmechanismen.“
Dass die Gelbwurz, Hauptbestandteil des Currypulvers, bei Leber- und Gallenerkrankungen viel Gutes bewirken kann, bestätigen aktuelle Forschungsergebnisse. Die WHO empfiehlt das Ingwergewächs Curcuma longa bei Verdauungsbeschwerden und bei rheumatisch/arthritischen Krankheitsbildern. Inzwischen liegen Nachweise vor, dass der Hauptwirkstoff Curcumin auch Wirkung in der biologischen Krebs- und Alzheimer-Therapie zeigt.
Wie wirkt Curcumin auf Entzündungen der Gallenwege und Leberschäden? „Gut“, fasst Professor Dr. Michael Trauner, Universität Graz, das Ergebnis der weltweit ersten wissenschaftlichen Studie zusammen. Inhaltsstoffe von Curry und Zwiebeln können Darmpolypen zurückdrängen und damit Darmkrebs vorbeugen, berichten US-Forscher. Untersucht wird zudem, warum genau Curcumin bei Prostata-, Brust- und Bauspeicheldrüsenkrebs ein Segen sein könnte. Chinesische Forscher fanden heraus, dass der Gelbwurz das Gedächtnis von Menschen deutlich steigern kann und die Ablagerung von Alzheimer-Plaques hemmt.
Eine andere Waffe gegen tückische Plaques haben Wissenschaftler des Max-Delbrück-Centrums Berlin entdeckt: Ein Stoff im Grünen Tee macht offenbar Ablagerungen unschädlich. Die Tee-Substanz bindet an die faserigen Eiweißablagerungen und wandelt sie in ungiftige und für Nervenzellen harmlose, kugelige Eiweißaggregate um.
Martina Schneider
Heilpraktikerin
www.naturheilpraxis-in-kreuzberg.de
Autor des Artikels und inhaltlich verantwortlich: Martina Schneider
Datum des Eintrags: 12.10.11
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